• Ausgabe 5-6 / 2015

    FAMILIE LEBT

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Unsere Themen im Jahr 2015

Wächter über Forst und Finanzen

Pater Maurus Kocher kümmert sich in Stift Göttweig um das wirtschaftliche Auskommen des Klosters.

Pater Maurus blickt aus dem Fenster hinaus auf den Wald des Göttweiger Stiftbergs: „Der Forstbetrieb ist das wirtschaftliche Herzstück des Klosters.“ Etwa 5.000 Hektar Wald bewirtschaftet der Pater mit seinen Mitarbeitern. Damit sichert er dem Kloster je nach Einschlag jährliche Erlöse von mehreren hunderttausenden Euro. Sein Revier ist sein Schreibtisch im Forstamt: „Ich komme leider nicht so viel in den Wald, wie ich das gerne möchte“, bedauert der 51-Jährige.


Wie der Forst, so hat am Göttweiger Berg auch der Weinanbau eine über 900-jährige Tradition. Auf insgesamt 26 Hektar Fläche werden Grüner Veltliner, Riesling, Chardonnay
und Pinot Noir angebaut – Weine, die das Stift weithin bekannt machen. Für Pater Maurus’ Kalkulationen spielt der Wein aktuell nur eine untergeordnete Rolle, er bringt nur zwei bis sieben Prozent der Erlöse des Waldes.


Während draußen ein eiskalter Wind um die Klostermauern pfeift, beschreibt der Mann
mit dem grauen Dreitagesbart, wie er 2009, zu Beginn seiner Zeit als Kämmerer, strikte
Sparmaßnahmen durchsetzen musste: „Das war eine klare Notwendigkeit und ein Auftrag an mich.“ Auch Kündigungen waren damals notwendig. Trotz allem sieht der Ordensmann zwischen der Leitung eines Wirtschaftsbetriebes und dem klösterlichen Leben kein unüberwindbares Spannungsfeld: „Der heilige Benedikt von Nursia wollte, dass die Brüder von ihrer Hände Arbeit leben, und dazu gehören eben auch solche Tätigkeiten.“

Bete und arbeite
„Ora et labora et lege“ – bete, arbeite und lies. Dieser Grundsatz aus der Tradition der
Benediktiner zieht sich wie ein roter Faden durch Pater Maurus Leben. Wobei der zweite
Teil derzeit klar überhandnimmt: Neben den beiden großen Aufgaben im Kloster ist der Benediktinerpater Pfarrer von Brunnkirchen nahe Göttweig und absolviert den Master
in Forstwissenschaften an der Universität für Bodenkultur Wien. Die Masterarbeit, die kurz vor der Fertigstellung steht, nimmt einen prominenten Platz auf seinem großen
Eichenschreibtisch ein. An Routine im Schreiben von Abschlussarbeiten mangelt es Pater
Maurus nicht: Er absolvierte neben dem Magister in Theologie einen Master in Betriebswirtschaft. Zur Motivation hängt auf der Pinnwand neben dem Schreibtisch ein mit einem großen Smiley versehener Zettel. Darauf ist zu lesen: „Wer sich über des anderen Glück freut, dem blüht sein eigenes.“


Bei so viel „labora“ könnte das „ora“ schnell zu kurz kommen. Für den Mönch Maurus in
seinem schwarzen Benediktinerhabit mit dem charakteristischen weißen Kragen ist es daher besonders wichtig, den Tag mit einem Gebet abzuschließen und ihn in Gottes Hände zurückzulegen. Pater Maurus meint damit nicht die Komplet – das Nachtgebet, das
die Klostergemeinschaft um zehn nach sieben abends betet. Er spricht von seinem privaten Gebet zu späterer Stunde, da er meist länger arbeitet. Sein übriges spirituelles und geistliches Programm spielt sich großteils in der Pfarre ab. Was die Präsenz im Kloster betrifft, sei er „leider nicht vorbildlich“, gesteht der Pater mit einem Augenzwinkern. Und er fügt an: „Manchmal wünsche ich mir, dass ich mehr mit der Mönchsgemeinschaft mitleben kann.“


Freizeitbeschäftigung: Holzhacken
Entspannung finden Pater Maurus ausgerechnet bei einer Tätigkeit, die schwere körperliche Arbeit bedeutet: „Ich lasse es mir nicht nehmen, zumindest das Brennholz, das ich im Pfarrhof verbrauche, selbst aufzubereiten. Hobby ist für mich, wenn ich einmal handwerklich arbeiten kann. Da fühle ich mich wieder ein bisschen wie ein Bauer“, lacht der Benediktiner. So schafft es Pater Maurus auch hier, seine zwei Steckenpferde, die Theologie und die Landwirtschaft, zu vereinen.

 

Dass dies jemals möglich sein könnte, konnte er sich lange nicht vorstellen. Wenn er über die Zeit spricht, die seinem Leben die entscheidende Wendung gab, redet er besonders bedächtig: Der Pater, der mit bürgerlichem Namen Franz heißt, hatte – den Meisterbrief in der Tasche – bereits den elterlichen Bauernhof in Ramingstein in Salzburg übernommen, als er sich mit 24 Jahren dafür entschied, Priester zu werden. Nach kurzer, aber reiflicher Überlegung war es „die innere klare Gewissheit, dass die priesterliche Berufung der für mich vorgesehene oder ausgedachte Weg ist“.


Das Leben und Arbeiten in der Landwirtschaft hatte er damals schweren Herzens
zurückgelassen: „Ich war recht überrascht, als der Abt mich 1998 beauftragte, den Forstbetrieb zu leiten, aber ich habe mich sehr schnell wiedergefunden und mache es mit großer Freude.“ Seinen ungewöhnlichen Werdegang kommentiert Pater Maurus nüchtern: „Ich wusste damals, was die Entscheidung bedeutet. Ich habe darum gerungen. Aber hinterher habe ich sie nicht mehr bereut.“


                                                                                                                     Bianca Walter


Bianca Walter studiert Deutsch, Englisch und Geografie für das Lehramt und besucht den Ausbildungslehrgang „Beruf Journalist“ der Katholischen Medien-Akademie.
 

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