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Gott|Vertrauen

Vertrauen in dunklen Zeiten

 

Man kann nie tiefer als in Gottes Händen fallen – doch selbst das kann manchmal ganz schön tief sein. Elisabeth und Benedikt Michal erfuhren einen solchen tiefen Fall durch die Krebserkrankung ihrer Tochter und den Verlust von zwei Kindern in der Mitte der Schwangerschaft. In diesen dunklen Stunden fanden sie Trost und Halt im Vertrauen auf Gott.

 


 

Benedikt

 

Im Alter von sieben Monaten erhielt unsere Tochter die überraschende und unglaubliche Diagnose: ein bösartiger Tumor. Meine Frau blieb mit unserer Tochter im Spital, alleine machte ich mich auf den tränenreichen Heimweg. Tausend Gedanken im Kopf. "Jetzt bist du gefragt", schoss es mir damals in den Sinn, aber auch: "Das schaffe ich nicht. Das kann ich nicht, zumindest nicht allein. Jetzt brauche ich dich, Vater, nur mit dir kann ich diesen Weg gehen."

 

Unabhängig voneinander hatten Elisabeth und ich am Beginn dieser Krankheit den gleichen Eindruck: Gott hat uns unsere Tochter geschenkt, jetzt sollen wir sie ihm zurückgeben – in der Hoffnung, dass er sie uns ein zweites Mal schenken wird. Wie bei der Erprobung Abrahams, der seinen verheißenen Sohn Isaak Gott zurück schenken wollte.

 

Die Frage, wo Gott in dieser Situation ist, wurde mir am Vorabend des Passionssonntags im Stephansdom beantwortet: Beim "Lamm Gottes" fiel mein Blick auf das seit kurzem im Mittelgang aufgehängte Lettnerkreuz. Mir war einen Augenblick, als ob dieser Christus an seinem Leib dieselben Schläuche und Verbände wie unsere Tochter trug. Er nimmt wirklich unser Leid auf sich und leidet mit uns mit.

 

Das erste Mal nach der Diagnose durfte unsere Tochter das St. Anna Kinderspital am Karsamstag verlassen. Wir konnten als Familie gemeinsam die Osternacht feiern und die Lesung hören, in der Abraham am Ende seinen Sohn zurück erhielt, so wie wir letztlich unsere Tochter.

 


 

Elisabeth

 

Ich habe sehr damit gerungen, Gott zu vertrauen. Darf ich Gott um die Heilung meines Kindes bitten? Was ist, wenn es nicht sein Wille ist? Und was ist, wenn er meine Bitte nicht erhört? Ich scheute mich, ihm dieses große Anliegen anzuvertrauen, aus Angst, meinen Glauben zu verlieren, wenn er mich nicht erhören würde. Für mich war der Zusatz "Aber nur, wenn es dein Wille ist" ein Hintertürchen, ein Nicht-Ganz-Vertrauen-Können.

 

Ein Priester hat mich sehr bestärkt: Gott möchte, dass ich zu ihm komme wie die Witwe zum Richter. Ich darf alles dransetzen, ihn umzustimmen. Es ist als Mutter sogar meine Pflicht. Kein Kind bittet seinen Vater: "Gib mir dies oder jenes. Aber nur wenn es dein Wille ist."

 

Und doch wird ein Kind das Vertrauen in seinen Vater auch dann nicht verlieren, wenn es das Gewünschte nicht erhält. Das wurde mir beim Verlust meiner zwei Babys klar. Ganz behutsam führte mich Gott zu dieser Erkenntnis. Gott hat seine Gründe, wenn er Bitten nicht erfüllt. Aber wir dürfen uns sicher sein, dass er immer "Pläne des Heils" für uns hat.

 

Während der Krankheit unserer Tochter wurde mir eine Bibelstelle geschenkt: Daniel, der ohne Schramme aus der Löwengrube wieder heraus kam. Ich sah es als Zeichen, dass Gott mich mit dieser Bibelstelle aufforderte, ihm ganz zu vertrauen. Und Schritt für Schritt macht Gott seine Verheißung wahr. Zunächst die Heilung des Tumors – ein "Wunderkind" nannten zwei Ärzte unabhängig voneinander unsere Tochter.

 

Doch es blieben zwei Folgen der Erkrankung, denn der Tumor hatte die Nerven sehr stark beschädigt. Als nach zwei Jahren immer noch keine Besserung in Sicht war, sahen die Ärzte keine Chance mehr auf Heilung. Doch plötzlich funktionierten die Muskeln wieder. Jetzt, sechs Jahre nach der Diagnose, merkt man kaum mehr etwas von ihrer Behinderung. Und ich bin mir sicher, dass Gott auch noch die letzten Muskelschwächen nimmt. Denn ohne Schramme heißt ohne Schramme.

 

Erschienen in: "miteinander" | Jahrgang 2016 | Ausgabe Mai/Juni

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